Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?

Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?

Karl
Karl
Administrator

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 26.04.2023, 21:32:17

@leutnant_der_reserve,

ich kann Dir erklären, warum ich Deinen Beitrag als relativierend empfinde. Die Bombardements Deutschlands, die teilweise bewusst zivile Ziele ins Visier nahmen, sind ein eigenes Thema - und m. E. auch sehr zu hinterfragen. 

Sie taugen aber nicht als Gegengewicht gegen den Holocaust. Ein Unrecht sollte niemals neben ein anderes gestellt werden so als würden sie sich aufheben.

Vielleicht war es nicht Deine Absicht, aber Fakt ist, Du lenkst nun von der Überschrift dieses Threads "Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?" ab und es wurde ja auch gleich in diesem Sinne aufgegriffen und alles nur als beliebiges "Narrativ" hingestellt, als eben die Sicht der "Sieger".

Karl

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von MarkusXP

Was passiert ist, wissen wir doch alle!

Vor 90 Jahren hat eine Partei die Macht übernommen, nicht durch einen Putsch, sondern sie kamen durch eine Wahl an die Macht ... ein Versagen nicht von "Oma und Opa", sondern nahezu ausschließlich von den politischen und wirtschaftlichen Eliten.

Danach kam der Rückblick auf die Kriegsjahre ...  und auch das, was kurz danach geschah. Fluch und Vertreibung, die traumatischen Erlebnisse von Bombardierungen, der Umgang der Sieger mit der Bevölkerung ... das prägt natürlich die Sicht auf diese Jahre.

Wir dürfen dabei allerdings nie vergessen, warum dies alles geschehen ist, wer dieses Elend zu verantworten hat ... da möchte ich auch nicht relativieren!

In Frankfurt gibt es viele Stolpersteine ... oft bücke ich mich und lese was dort steht!
MarkusXP


 

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Karl vom 26.04.2023, 21:58:19

Es stellt doch keine Relativierung des Holocaust dar, wenn ich meine, dass auch der zivilen Opfer der Bombardierungen seitens der RAF sowie der US-Armee, gedenkt werden kann. Dass der Holocaust ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, und sich nicht mit der Judenverfolgung des Mittelalters oder der Antike vergleichen lässt, wissen wir alle, und auch hier im ST besteht darüber Consensus.
Ich wollte dies aber anfügen, denn jedesmal, wenn ich in meiner Geburtsstadt bin, und am wiedererrichteten Haus meines Opas vorbeigehe, und den Stolperstein auf dem Gehweg davor sehe, kommen mir diese Gedanken.


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Edita
Edita
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Edita
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 26.04.2023, 22:16:43

Aber warum gibst Du den Amerikanern die Schuld am fürchterlichen Tod Deines Opas? 
Sie haben die Städte nicht aus Jux und Dollerei in Schutt und Asche gelegt! 
„Die letzte Zeitung erschien in Gera am 12. April 1945. Darin proklamierte der Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel abermals: "Wer vor dem Feind die weiße Fahne hisst, wird als Landesverräter und Deserteur behandelt." Am 13. April führte ein Todesmarsch mit Buchenwald-Häftlingen durch die Stadt. Acht Häftlinge wurden im Stadtgebiet erschossen. Am gleichen Tag gab es an der  westlichen Stadtgrenze Artilleriebeschuss und Tieffliegerangriffe.“

Hätten die Wehrmachtskämpfer sich früher ergeben, wäre den Menschen viel Leid erspart geblieben!


Edita

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Edita vom 26.04.2023, 22:41:26
Aber warum gibst Du den Amerikanern die Schuld am fürchterlichen Tod Deines Opas? 
 
Ganz einfach deshalb, weil sie ihn getötet haben.
Aber vielleicht ist das die perverse Logik eines jeden Krieges, dass die Zivilisten des Aggressors ebenso als bekämpfenswert anzusehen sind, wie die Armee Desselben.
Dieser Bombardements hätte es aus militärischer Sicht nicht wirklich bedurft, das wurde von Militärhistorikern bestätigt, sie dienten einzig der Zerstörung von Kulturgütern sowie der Demoralisierug der Bevölkerung in Vorbereitung des Einmarsches und der Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus. Und als ebendiese Soldaten dergleichen Armee, die wenige Tage zuvor die Stadt bombardierte, nach dem Einmarsch Schokolade an deutsche Kinder verteilten und als Befreier gefeiert wurden, verreckte mein Opa mit seinen Nachbarn jämmerlich im Luftschutzkeller seines Hauses.
Florentine
Florentine
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Florentine
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 26.04.2023, 23:30:09

Ich verstehe deine Trauer, LdR. Ein Teil meiner Familie verglühte im Keller beim Bombenangriff auf Darmstadt am 11. September 1944, der sogenannten Brandnacht. Mein Bruder, damals vier Jahre alt. wurde als einziger gerettet und hat sich bis heute nicht davon erholt, er ist 85. Aber man kann , also ich möchte das , was damals geschah, nicht vergleichen mit dem Mord an Millionen Juden. -  Florentine


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Bias
Bias
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Bias
als Antwort auf Florentine vom 27.04.2023, 01:05:34
Ich verstehe deine Trauer, LdR. Ein Teil meiner Familie verglühte im Keller beim Bombenangriff auf Darmstadt am 11. September 1944, der sogenannten Brandnacht. Mein Bruder, damals vier Jahre alt. wurde als einziger gerettet und hat sich bis heute nicht davon erholt, er ist 85. Aber man kann , also ich möchte das , was damals geschah, nicht vergleichen mit dem Mord an Millionen Juden. -  Florentine
In Sachen Brandacht in Darmstadt könnte ich mitreden, Florentine.
Der Fächerangriff auf die militärstrategisch unbedeutende Stadt, war - so ist es zu lesen - die Probe für weitere Angriffe dieser Art auf andere Städte, u.a. Dresden.

Jeden der glaubt, alleine in der Erwähnung dieser und anderer schlimmen "Ereignisse" eine Relativierung der Naziverbrechen, herstellen zu müssen, hat seine eigene Art Texte zu lesen und zu verstehen.
Hindern kann ihn oder sie niemand daran. 
Ich habe solches nicht auch nur ansatzweise erwähnt oder im Sinn gehabt.
Dennoch war's möglich, wie zu nachzulesen ist.

Stil und Art der in solchen und ähnlichen Zusammenhängen geäußerten Empörung sind es, die mich hin und wieder befremden und denken lässt: Auf die oder den möchtest du nicht zählen müssen, wenn du irgendwann mal real auf Hilfe angewiesen sein solltest.

Der Gedanke entspringt der Erfahrung;
möglicherweise ist die Übertragung falsch.
Doch was soll ich machen?
Auch ich empfinde gelegentlich, halte es jedoch nicht für erforderlich hier jeweils zu erwähnen wie und was. Jetzt tu ich's ausnahmsweise einmal.

Die Empfindung könnte täuschen - und irgendwie kann bekanntlich eh immer alles ganz anders sein.
Edita
Edita
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Edita
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 26.04.2023, 23:30:09
Aber warum gibst Du den Amerikanern die Schuld am fürchterlichen Tod Deines Opas? 
 
Ganz einfach deshalb, weil sie ihn getötet haben.
Aber vielleicht ist das die perverse Logik eines jeden Krieges, dass die Zivilisten des Aggressors ebenso als bekämpfenswert anzusehen sind, wie die Armee Desselben.
Aber daß sie 1945 ihn und viele andere Zivilisten getötet haben hat ja eine Vorgeschichte, z.B. wie ab Sept.1939 die Deutsche Luftwaffe sich quer durch Europa gegen die Zivilbevölkerung gebombt hat, den Anfang machte sie in Polen!
Im Mai  1940 folgten die Niederlande, dann Norwegen, Belgien Frankreich und England!
 
Dieser Bombardements hätte es aus militärischer Sicht nicht wirklich bedurft, das wurde von Militärhistorikern bestätigt, sie dienten einzig der Zerstörung von Kulturgütern sowie der Demoralisierug der Bevölkerung in Vorbereitung des Einmarsches und der Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus.
Richtig, aber das gilt für die deutsche Wehrmacht genau so, die deutsche Wehrmacht hat es vorgemacht, wie man Zivilisten am schnellsten demoralisiert!
Was hatte Hitler in den Ländern zu suchen?
Warum tötete er dort die Zivilisten? Er brauchte deren Bevölkerung vor nichts und niemand befreien, er ließ sie töten um sich selber über sie erheben zu können, das und seine überzeugten, treuen und übereifrigen  "Helferlein" ist die größte Schande aller Zeiten!
Von daher kann ich Deinen Einwand nicht nachvollziehen, Hitler war wirklich anders nicht zu stoppen, als eben auch die Bevölkerung
"zu brechen".
Aus allem was ich über diese Bombardierungen gelesen habe, ist das mein Fazit!

 
Und als ebendiese Soldaten dergleichen Armee, die wenige Tage zuvor die Stadt bombardierte, nach dem Einmarsch Schokolade an deutsche Kinder verteilten und als Befreier gefeiert wurden, verreckte mein Opa mit seinen Nachbarn jämmerlich im Luftschutzkeller seines Hauses.
Ja - warum sollten die Kinder nicht mit Schokolade ein wenig aufgeheitert werden, die Kinder waren keine Nazis, sie haben keine Menschen getötet, sie haben nirgendwo Bomben fallen lassen, im Gegenteil auch sie hat Hitler zu wehr- und hilflosenOpfern gemacht!
So sehr ich das Schicksal Deines Opas natürlich auch bedauere, ich kann Deinen Haß auf die Amerikaner wirklich nicht nachvollziehen, Du tust so als ob die Amerikaner 1945 ohne kriegerische Vorgeschichte, mit den Bombardierungen angefangen hätten, nur um Zivilisten zu töten, Du ignorierst einfach, daß sie von diesem perversen machtgierigen Hitler in diese Situation gebracht wurden, denn er ist der alleinige Verursacher dieses ganzen Elends!



Edita
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Anna842

Es geht mit Stolpersteine los und endet beim 2. Weltkrieg, den völlig zerbombten
deutschen Städten, den unzähligen deutschen unschuldigen zivilen Opfern,
wie restlos zertrümmert doch alles war, wie die "Amis" sinnloserweise ganze
Städte in Schutt und Asche gelegt haben, wie schrecklich....und ich höre der Generation
meiner Eltern zu, das haben auch sie gesagt, das haben sie betrauert, genau das
habe ich als Kind/Jugendliche gehört....aber auch: Wir hätten den Krieg nicht verlieren
dürfen....
Es fängt mit den Stolpersteinen an....und landet bei den zertrümmerten deutschen Städten mit unzähligen toten Zivilisten...
Wäre mein Opa unter dem Trümmermeer Düren begraben worden, dann wäre er
ein toter Zivilist gewesen, aber gleichzeitig auch ein überzeugter Nationalsozialist.

Der Holocaust begann nicht erst vor des Toren Auschwitz..

Anna

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von JuergenS

das war 2012 die Einlassung von dutchweepee zu diesem thread, vielleicht sollte man sich eng an diese Vorgabe halten, es sind von DEmnig inzwischen an die 100 000 Steine weltweit, vor allem in Europa verlegt worden.


"Zur Zeit bauen meine Kollegin und ich ein Facebook-Album mit Fotos von "Stolpersteinen" in unserer Stadt BÜNDE auf. Ich finde diese Stolpersteine sehr bewegend, da sie einerseits die Passanten auf die Verbrechen der Faschisten hinweist und andererseits die Bewohner der schönen, ehemals jüdischen Häuser mahnt, wer sie in Auftrag gab und geplant hat. Die "Stolpersteine" gehen von Gunter Deming aus.
Inzwischen sind bundesweit mehrere Tausend Stolpersteine eingesetzt worden. In Bünde ging die Initiative von der Netzwerk AG des Gymnasiums am Markt aus, einer Gruppe, die seit 1999 besteht und die Geschichte der Bünder Juden aufarbeitet. Es gibt inzwischen Kontakte in die USA, in die Niederlande, teilweise haben die Nachkommen Bünde bereits besucht.

Heute lade ich erstmals 3 Fotos dazu hoch, aber wie gesagt werden viele andere folgen - gibt es solche Stolpersteine auch in Eurer Stadt/Gemeinde? Bleibt Ihr auch stehen, um die Namen der Juden zu lesen und ihrer Ermordung zu gedenken?"
 


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